museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2004
Sehnsucht nach magischen Fähigkeiten
15.11.2004
Einfach rein gedanklich, ohne körperliche Anstrengung etwas bewirken können, ist ein alter Menschheitstraum. Harry Potter lässt grüßen! Auch wenn es immer wieder vor allem junge Menschen geben wird, die an solche Fähigkeit glauben, entspricht dies nicht der allgemeinen Erfahrung. Mit Gedanken kann man nur sich selbst real bewegen oder andere, die den verlautbarten Gedanken folgen. Insofern können Gedanken aber nicht nur einzelne Dinge bewegen, sondern über organisierte Gesellschaften ganze Weltreiche und über den Zeitgeist ganze Zivilisationen, und insofern ist der Gedanke eine Macht.
Dazu hat nun im Zeitalter der Medien, insbesondere des Satellitenfernsehens, die Verbreitung von Gedanken ihre größtmögliche Geschwindigkeit erreicht. Ist jedoch niemand bereit, den geäußerten Gedanken zu folgen, wird auch nichts geschehen. Und das ist gut so. Da gäbe es sonst viel zu bereuen und das Durcheinander in der Welt wäre noch größer und die Schuldigen nicht zu finden. So aber, ohne Magie, entsteht eine Kausalkette, die zurückverfolgt werden kann. Freilich, woher Gedanken kommen, wird nicht immer auszumachen sein, denn die Gedanken sind frei! Jeder kann denken was er will, eben auch darum, weil sein Denken eingeschlossen bleibt und man so die Chance hat, seine Gedanken zu klären.
Woher kommt nun die Ohnmacht der Gedanken im Sinne der Magie? Um denken zu können, bedarf es einer Energie. Doch die nötige Energie, um Dinge real bewegen zu können, z.B. ein Sofa, ist eine vielfach größere, weshalb wir mit den Gedanken unseren Muskeln Befehle geben müssen, damit die erwünschten Änderungen ausgeführt werden. Schon von der Energieseite her können wir also verstehen, warum es keine Telekinese geben kann. Natürlich bleibt ja noch das Problem der direkten Gedankenübertragung ohne Worte. Da ist einmal die Körpersprache, die intuitiv erfasst werden kann. Ein Blick kann mehr besagen als tausend Worte. Jeder weiß das aus eigener Erfahrung.
Und dann arbeitet der Intellekt auch unbewusst und versucht die anliegenden Probleme zu klären. Da kann es passieren, dass uns ohne äußeren Anlass etwas einfällt, was gerade wichtig ist, z.B. was wir vergessen haben zu tun oder was der Partner dazu sagen würde, und wir stellen hinterher eine Übereinstimmung fest. Nur weil wir die kreativen Fähigkeiten des menschlichen Geistes weit unterschätzen, suchen wir immer nach äußeren Anlässen von Ideen und Gedanken. Doch der Geist weht wo er will! Und wenn er auf die Strömung des Zeitgeistes trifft, wird er mächtig.