museumsart Kolumne

Helmut Hille
Aphorismen + Sentenzen 2005

Ins Bodenlose denken lernen

15.06.2005

Als auf dem Boden des Planeten Erde lebende Wesen ist es für uns nahe liegend und vernünftig, zu unserer Orientierung alle Bewegungen, also nicht nur unsere eigenen, auf diese Oberfläche hin zu denken. So hatte sich auch ein geozentrisches Weltbild geformt, mit der Erde als Mittelpunkt aller Himmelsbewegungen. Als ein Akt der Vernunft hat sich in der Neuzeit das heliozentrische Weltbild mit der Sonne als Zentrum durchgesetzt, wobei auch gesehen wird, dass das Sonnensystem selbst nur ein zusammen mit vielen weiteren Systemen um das Zentrum der Milchstraße kreisendes Untersystem ist. Das Denken aller Bewegungen in Bezug auf die Erde aber ist den Menschen weiterhin so selbstverständlich, dass sie z.B. Einsteins Aussage, dass nichts schneller als das Licht sein kann, auch für den Weltraum für sinnvoll halten, woraus sich ihnen die Schlussfolgerung ergeben hat, dass sich kein Raumfahrzeug schneller als mit Lichtgeschwindigkeit von der Erde entfernen kann, was einer wahren Weltraumfahrt doch enge Grenzen setzen würde.

Es ist dieses ins Unterbewusste eingebrannte Bezugssystem Erde, das sie Einsteins pauschale Geschwindigkeitsaussage akzeptieren lässt. Was aber ist eine Geschwindigkeit im Weltraum zwischen den Sternen, wenn der Bezug zur Erde nur im Denken der Menschen besteht, real aber nicht mehr vorhanden ist? Um das zu verstehen und einst echte Weltraumfahrt betreiben zu können, müssen die Menschen erst lernen, ins Bodenlose zu denken.

 

Zum Weiterlesen:
"Der Tunneleffekt und eine Weltraumfahrt, die diesen Namen verdient" in: WEGE DES DENKENS auf http://www.helmut-hille.de/dertunnel.html 

 Text I/C4

 

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