museumsart Kolumne

Helmut Hille
Aphorismen + Sentenzen 2005

Durch was wird ein Urteil gerecht? III

15.09.2005

Ganz allgemein ist festzustellen: das erkennende System ist die Waage der Welt. Das heißt auch: Die Welt, mit der wir geistig und gefühlsmäßig umgehen, gehört zu uns selbst. Sie ist die Welt, die wir uns mental auf unsere Bedürfnisse hin angeeignet haben. So ergibt sich als Aufgabe, am Wissen und an den Gefühlen ebenso zu arbeiten wie an den verwendeten Prämissen und nicht zuletzt genauso an unserer mentalen Sensibilität. "Wahrheit" hat viel mit der Feinfühligkeit zu tun, wie sie durch das Fingerspitzengefühl verkörpert wird: sie ist die Ausgewogenheit einer Aussage vor dem Hintergrund unseres Wissens.

Wer möchte da nicht auch an Sokrates denken, der auf die Agora ging, um im Dialog an dieser Sensibilität zu arbeiten: an seiner eigenen und der der anderen. Wenn Menschen den Eindruck haben, dass ein Gleichgewicht zwischen dem Gewussten und Gesagten besteht, sind sie geneigt, dies als "wahr" (gerecht) zu empfinden. Diese Wahrheit = Übereinstimmung ist es, die wir immer suchen und deren Erreichung unsere Zufriedenheit ausmacht! Und es ist eine überprüfbare Wahrheit. Nur das genaue Bedenken unserer kognitiven Fähigkeit kann uns Hinweise auf den Wert von Aussagen geben.

 

Zum Weiterlesen:

s. auch ZEIT UND SEIN auf http://www.helmut-hille-philosophie.de

Text (4): "Welche Wahrheit hätten Sie denn gern?"

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