museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2006
Newtons Universum und Gottes Wesen - oder die Macht der Stille
15.10.2006
Newtons Universum ist "still" und ereignisarm, denn jeder Körper verharrt nur in seinem Zustand, solange keine Kraft an ihm angreift.
Auch das Licht, einmal erzeugt und abgestrahlt, verharrt nur in seinem Zustand, solange keine Kraft an ihm angreift.
Die stabile Ordnung des Himmels zeigt an, dass Schwerkraft und Fliehkraft im Gleichgewicht sind. Die Schwerkraft ist das Zeichen dafür, dass ALLE Dinge EIN Ganzes sind. Alle streben zueinander hin. Woran sie jedoch von der Fliehkraft behindert werden.
Was aber ist Kraft?
Kraft zeigt sich dort, wo Körper aufeinander einwirken, weil jeder versucht, sich soviel wie möglich in seinem Zustand zu erhalten. Kraft ist von Newton als das den Zustand eines Körpers ÄNDERNDE definiert, (was jedoch noch nichts über die materielle Ursache der Kraft besagt).
Die Erscheinung der Schwerkraft ist das Streben aller Dinge, sich in ihrem ursprünglichen Einssein zu erhalten, das ihnen durch ein Urknallereignis verliehen wurde.
Quantenphysikalisch gesehen heißt das:sie wurden durch einen Urknall miteinander verschränkt und reagieren seitdem als EINES.
Die Fliehkraft ist den Körpern immanent. Sie wurde ihnen ebenfalls durch den "Urknall" verliehen, (der jedoch nur ein Durchgangsstadium von Materie ist).
Bei Zusammenstößen wird die Fliehkraft zur Energie.
Die Schwerkraft dagegen ist eine unverlierbare Eigenschaft aller Materie. Und seit Anfang an ist sie schon am Ort ihres Wirkens, muss nicht erst durch leere Räume eilen oder gar zuerst den "Raum" "krümmen". Durch die Expansion der Dinge verdünnt sich zwar ihre Kraft im Raum, doch bleibt sie in der Summe als Schwerkraft erhalten!
Daher ist Newtons Universum "still" und ohne Ereignisse, solange nicht da und dort ein einzelnes Ereignis die Ordnung stört.
Doch nach dieser Störung verharrt alles Unbelebte wieder in seinem Zustand.
Nur weil wir Menschen automatisch alles aufeinander beziehen, ERSCHEINEN uns die Dinge relativ zueinander "bewegt", auch alle, die SELBST nur in ihrem Zustand verharren!
So heißt es in einem zum Volkslied gewordenen Text:
"Guter Mond, DU GEHST SO STILLE durch die Abendwolken hin",
wobei "das Gehen" durch die Wolken es eben nur für den Beobachter gibt.
Aber es ist die "Stille" des Naturschauspiels, die uns anrührt.
In der Stille vermögen Sensible sogar den Flügelschlag der Engel zu hören,
die von Gottes Wesen künden.
Und beim Singen von "Stille Nacht, heilige Nacht" fühlen es alle
- als ginge Gott selbst durch den Raum -
Gottes Wesen ist Stille, ist Frieden.
Darum ist "Stille Nacht, heilige Nacht" das innigste aller Weihnachtslieder.