museumsart Kolumne

Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2008

Männliche und weibliche Sichtweise

15.03.2008

Das Subjektive, auch in der Wissenschaft, geht tiefer als man denkt. Da ist z.B. der Gegensatz zwischen der männlichen und der weiblichen Sichtweise. Die heutige Wissenschaft ist dem Impetus der männlichen Sichtweise entsprungen, die beherrschen und ausbeuten will. Für sie ist nur wichtig, was die Dinge für uns sind. Damit sind wir auch herrlich weit gekommen. Leider wirken wir mit ihr auch immer desaströser in die Natur hinein und sind in der Gefahr, die Lebensgrundlagen auf dieser Erde nachhaltig zu beschädigen. Die sich anbahnende Klimakatastrophe ist da nur der Anfang. Erst als die negativen Folgen dieses Herrschaftswissens in Form des Umweltproblems immer offensichtlicher wurden, begann man sich der Natur in positiver Weise zuzuwenden, was eben zur weiblichen, auf Verstehen ausgerichteten Sichtweise gehört.

Und ich sage heute, wenn wir kein weiblich liebendes Verständnis der Dinge finden, wird alle Wissenschaft vergebens sein. In Zukunft werden wir von der Natur immer nur die Liebe in Form von Überlebensmöglichkeiten empfangen, die wir selber zu geben bereit sind. Der Vorschuss der Natur, das von der Evolution erzeugte dynamische Gleichgewicht, ist verbraucht.

Wenn der Physiker Niels Bohr sagte: "Wir müssen lernen, dass wir im Spiel des Lebens Zuschauer und Schauspieler zugleich sind", so heißt das eben auch, dass wir verpflichtet sind für unser Denken, Reden und Tun die Verantwortung zu übernehmen, soll die Menschheit nicht am ungebremsten blinden Egoismus scheitern. Wer die Rolle des Beobachters leugnet, leugnet die Verantwortung der Menschen und macht sich an der Gesellschaft und deren Zukunft schuldig. Aber auch am Einzelnen, denn Selbsterkenntnis war schon immer das höchste Ziel geistigen Strebens, "Weisheit" genannt. So bereits Laotse im alten China in seinem 33. Spruch: "Andere erkennen ist klug, sich selber erkennen ist weise."

 

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http://www.helmut-hille-philosophie.de/anhang5.html

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