museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2008
Die Grenzen des "Warum?"
15.05.2008
Kinder wollen verstehen und wissen und können daher mit ihrer Warum-Fragerei ganz schön nerven. Die Frage nach Ursachen und Gründen ist Ausdruck der Rationalität des Menschen. Aristoteles bemerkte dazu: Eine Sache ist nur dann verstanden, wenn sie in ihrer Ursache verstanden ist. Darum geht die Fragerei der Kinder auch immer weiter, denn sie wollen ja auch die Ursache der Ursache verstehen und wissen. Und ebenfalls deren Ursache usw. usf. Wir Erwachsene sollten das Anliegen der Kinder ernst nehmen und sie nicht mit erfundenen Antworten abspeisen wollen. Besser ist es da auch einmal zu sagen, dass man nicht weiß, was die Ursache eine Sache oder der Grund eines Verhaltens ist. So wird das Interesse der Kinder an der Frage bewahrt und sie wollen vielleicht Jahre später einmal selbst deren Ursache erforschen. Aber natürlich gibt es auch Grenzen einer vernünftigen Warumfragerei auf die man hinweisen sollte, nämlich überall dort, wo
wir Menschen die Existenz von etwas einfach akzeptieren müssen, sei es z.B. die Welt, die Schwerkraft, das Leben u.ä. Menschen, die sich nicht mit solchen unbeantwortbaren Fragen abfinden wollen, nehmen dann gern zu "Gott" Zuflucht, der das alles gemacht hätte - wodurch auch die offenen Fragen scheinbar beantwortet sind, weil ja Gott nicht hinterfragt werden darf. Dieser hartnäckige Gottesgedanke ist eben auch Ausdruck der Rationalität des Menschen, was es ebenfalls zu verstehen gilt, will man sich nicht zum Narren seiner Rationalität machen. Ich denke, dass es zur Würde des Menschen gehört, unbeantwortbare Fragen aushalten zu können.
Link zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS, Datei II/18 Mein Weltbild/2. Der geheime Schöpfer auf