museumsart Kolumne

Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2008

Die Geburt des Genies

15.10.2008

Der Satz des Aristoteles, dass eine Sache dann wirklich verstanden ist, wenn sie in ihrer Ursache verstanden ist, zeigt auf, dass das Gehirn ein rationales Organ ist, dessen Ursachendenken sich in der Evolution stammesgeschichtlich herausgebildet hat, weil es erfolgreich für das Überleben seiner Träger sorgte. Deshalb fragen Kinder immer wieder "Warum".

Ebenso gehört das automatische raumzeitliche Ordnen von Sinneseindrücken zu dieser durch die Evolution gefestigten Rationalität. Kant nannte die uns dadurch gegebene Grundlage der Orientierung "die Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung", also der Erfahrung vorausgehend und daher "transzendental". Wollen wir verständige und damit überlebensfähige Wesen bleiben, können wir auf Rationalität nicht verzichten. Ein vernunftfreies Denken, das nicht nach Ursachen fragt, sich dafür auf den Augenschein verlässt, wie der radikale Positivismus eines Ernst Machs, führt nicht nur in die Irre, sondern direkt in den Abgrund.

Wenn nach der heutigen Urknalltheorie schon die Entstehung des Universums keiner physikalischen Ursache bedarf, dann bedarf eigentlich nichts einer realen Ursache und wir könnten uns von Rationalität und Vernunft verabschieden.

Grundlage der Rationalität des Gehirns ist seine systemische Fähigkeit des Ordnens von Wahrnehmungen, z.B. in den Kategorien von Raum und Zeit. Synapsen tasten sich ab und verbinden sich, gebieren Träume, Ideen und Lösungen, die der Prüfung bedürfen, bevor sie umgesetzt werden.
Einige Menschen haben einen unmittelbaren Zugang zu der unbewussten Ebene, weshalb sie schon in früher Jugend auf Gebieten mit einer eigenen Logik, wie Musik und Mathematik, Erstaunliches leisten können. Wir nennen sie "Wunderkinder", später "Genies".

 

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