museumsart Kolumne

Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2009

Gab es einen Urknall?

15.01.2009

Die von Astronomen Anfang des 20. Jahrhunderts festgestellte sog. "Flucht der Galaxien" hat zu der Schlussfolgerung geführt, dass der von uns bewohnte Kosmos vor vielen Milliarden Jahren in einem Urknall (Big Bang) quasi aus dem Nichts "entstanden" ist, was von katholischer Seite sehr begrüßt wurde, sieht sie doch in ihm das Wirken des Schöpfers aller Dinge. Selbst die Kosmologen haben weitgehend dieses Modell übernommen, obwohl es gegen den höchsten Satz der Physik, den Grund-Satz von der Erhaltung der Energie verstößt. Bei seiner Beachtung müsste man jedoch annehmen, dass der sog. Urknall das Ergebnis einer zusammenströmenden Materie war, die sich in dem Ereignis neu formatierte, was zu keinerlei logischen Widersprüchen führt. Es ist wohl eher die menschliche Endlichkeit, die Menschen annehmen lässt, alles müsste einen Anfang und ein Ende haben und die sie das Unendliche nicht denken lässt.

Es gibt aber auch immer noch Gegner der Urknallthese, die sie sehr beunruhigend finden und ein statisches Universum vorziehen. Aber auch hier handelt es sich um eine verständliche menschliche Neigung nach Bewahrung und nicht um eine vernünftige Annahme. Schon Heraklit stellte aufgrund seiner Beobachtungen fest, dass alles fließt: "Die gegebene schöne Ordnung [Kosmos] aller Dinge, dieselbe in allem, ist weder von einem der Götter noch von einem der Menschen

geschaffen worden, sondern sie war immer, ist und wird sein; Feuer, ewig lebendig, nach Maßen entflammend und nach [denselben] Maßen erlöschend." Es gibt eben nichts in der Welt, was ewig währt. Ob Totes oder Lebendiges: alles ist voller Dynamik. Auf die Frage nach dem Ursprung der allerorten vorhandenen Fliehkräfte, die die genauso universelle Schwerkraft hindert, alles in einem Punkt zu vereinen, gibt einzig die Urknallthese eine zufriedenstellende Antwort, wobei zwar durch den Urknall eine neue Ordnung von Materie und Energie entstanden ist, aber eben nicht aus dem Nichts. Denn wenn schon unser Kosmos keiner physikalischen Ursache bedarf, dann bedarf eigentlich nichts einer solchen und wir könnten die Physik mit ihrem Grund-Satz von der Erhaltung der Energie vergessen.

Die Beobachtungen zeigen, dass in unserem Kosmos die Fliehkraft überwiegt und die Ausdehnung sich beschleunigt, schon weil sich mit der Ausdehnung die intergalaktisch wirksame Schwerkraft mehr und mehr verdünnt, wodurch sich seine Teile im Unendlichen verlieren werden. Dort könnten sie jedoch wieder auf andere Materie treffen und es könnte erneut zu einer Art "Urknall" kommen. Mein Grund-Satz lautet: "Die Kosmen kommen und gehen, doch die Energie, das Universum bleibt."

 

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