museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2009
Die Bausteine des Verstandes
15.05.2009
Die Bausteine des Verstandes sind einerseits sein rationales, nach Ursachen fragendes Denken, andererseits die Gewissheiten, auf die er sich verlässt. Sie hat er entweder durch Erfahrung gewonnen, oder sie sind ihm von Autoritäten gelehrt worden, da man ja nicht alle Erfahrung selbst machen kann. Die Bausteine sollten möglichst unveränderlich sein, soll das Verständnis nicht ins Wanken kommen.
Quantitatives Wissen wird anhand physikalischer Größen und ihrer konstanten Einheiten gewonnen. Die wichtigsten sind Länge, Zeit und Masse. Die Länge ist ein räumliches Maß, die Zeit das Maß der Dauer und die Masse das Maß eines mechanischen Widerstands bzw. das von der Erdbeschleunigung erteilte Gewicht. Es gibt noch einige weitere Basiseinheiten wie z.B. die elektrische Stromstärke und die Lichtstärke. Alle übrigen sind aus den Basiseinheiten abgeleitete Größen. Hierdurch wird sofort klar, warum Einsteins Spezielle Relativitätstheorie prinzipiell unverständlich ist, weil sie die genannten drei Basiseinheiten in Abhängigkeit von der abgeleiteten Größe Geschwindigkeit sieht, die das Verhältnis von Strecke (Länge) zur Dauer eines Ortswechsels ist. Hierdurch kommt die Basis des Verstehens ins Wanken und stürzt in einen unendlichen Regress. Außerdem ist dem Autor völlig unverständlich, wie man ohne als konstant gesetzte Maßeinheiten und die sie abbildenden Maßstäbe von der Konstanz einer Geschwindigkeit, hier der Lichtgeschwindigkeit wissen will. Es muss doch gelten was Jacques Monod in "Zufall und Notwendigkeit gesagt hat: "Die Hauptstrategie der Wissenschaft bei der Untersuchung der Erscheinungen läuft auf die Entdeckung der Invarianten hinaus." Denn nur sie liefern ein Verständnis der Dinge.
Aber es gibt auch qualitative Konstanten auf die das Verständnis aufbauen kann, auch Prinzipien oder Prämissen genannt, was leider zu wenig bekannt ist.
Schon in der Antike versuchte der Grieche Parmenides (ca. 540 – 480) aus Elea in Unteritalien den schon damals verstockten Zeitgenossen mit seinem Lehrgedicht über die Natur klar zu machen, dass "Seiendes ist", d.h. es war immer und wird immer sein, wird sich nur in seinen Erscheinungen wandeln, was in der Physik heute der Grund-Satz von der Erhaltung der Energie besagt. Von daher kann auch der sog. "Urknall" nur das Durchgangsstadium zusammenströmender Materie gewesen sein, die sich bei dieser Gelegenheit neu verschränkt hat, was wir als Schwerkraft erfahren, die alle Teile des Kosmos zueinander hinströmen lässt, soweit die ebenfalls beim Big Bang entstandenen kosmischen Fliehkräfte dies nicht im Großen verhindern.
Die Invarianten unseres Weltverständnisses sind Weltanschauungen, Religionen, Ideologien und Magie, gefestigt durch Dogmen, die nicht hinterfragt werden dürfen. Da kann kommen was will, es wird fast immer ein Dreh gefunden, widerstrebende Fakten passend zu machen oder sie ggf. einfach zu ignorieren. Das ist auch in der Wissenschaft nicht anders, wo es ebenfalls immer Eiferer gibt, die eine ins Wanken geratene Theorie oder Anschauung mit allen legalen und illegalen Mitteln zu verteidigen versuchen. Und wenn die Argumente fehlen oder versagen kann man immer noch die Gegner persönlich verunglimpfen, um sie unglaubwürdig zu machen. Es ist dann die Frage, wie lange eine diese Spielchen finanzierende Öffentlichkeit dies zu dulden gewillt ist. Also lassen Sie sich nicht ein X für ein U vormachen, bleiben Sie skeptisch und locker – es kann ja alles ganz anders sein, wie man immer so denkt. Und vielleicht sogar viel besser und schöner.
Zum Weiterlesen: ZEIT UND SEIN