museumsart Kolumne

Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2009

Herrschaftswissen in der Krise

15.11.2009

All unser alltägliches und wissenschaftliches Wissen ist instrumentalistisches Herrschaftswissen, um mit der Welt in gewünschter Weise zum eigenen Nutzen umgehen zu können. Das Sosein der Dinge und ihr Eigenwert interessieren uns dabei nicht, denn dazu müssten wir uns ihnen selbstlos in Liebe zuwenden. Selbst die Religion dient zumeist nur dem eigenen Seelenheil und der Rechtfertigung unseres Denkens und Handelns, so wenn wir uns von Gott sagen lassen: "Macht euch die Erde untertan." Das Verhältnis von Gott zu unserem Denken hat Meister Eckhart so beschrieben: "Alles was man von Gott zu denken vermag, das alles ist Gott nicht. Was Gott in sich selber sei, dazu kann niemand kommen, es sei denn er werde in ein Licht gesetzt, dass Gott selber ist." So verhält sich unser Denken aber nicht nur zu Gott sondern zu allen Dingen. Erst wenn wir versuchen, uns in Liebe selbstlos in sie hineinzuversetzen, können wir uns ihrem Sosein nähern. Daher sind es immer nur Einzelne, die den Eigenwert von Wesen und Dingen sehen und um ihren zweckfreien Erhalt kämpfen. Der Masse und die sie vertretenden Politiker geht es dagegen nur um den kurzfristigen Nutzen an ihnen. Da wo jede Initiative Einzelner strikt unterdrückt wurde, wie im Sozialismus, kam es zur Ausbeutung der Natur bis zu ihrer Vernichtung wie z.B. des Aralsees und zu einer

beispiellosen Luftverpestung und Bodenvergiftung an Industriestandorten. Schlimmer aber noch für das globale Klima ist das anhaltende Abholzen der Sauerstoff spendenden Urwälder durch profitgierige Konzerne, denen niemand Einhalt gebietet. Erst neuerdings im Angesicht der Übervölkerung und der sich abzeichnenden Klimakrise beginnt ein Umdenken in größeren Rahmen. Heute hat ein Unternehmen, das ja langfristiger denken muss als ein Politiker, keine Zukunft mehr, wenn es nicht auf Nachhaltigkeit setzt, denn die Ressourcen werden durch die Masse der Menschen und den technischen "Fortschritt" immer schneller verbraucht.

Immer mehr Menschen möchten von den Segnungen der modernen Technik profitieren, Autofahren, ihre Räume beleuchten und klimatisieren, was unweigerlich die Energievorräte und die Umwelt mehr und mehr überfordert, wenn wir uns nicht in Zahl und Ansprüchen begrenzen und nach intelligenteren Lösungen suchen. Das mag zwar auf eine Weise auch egoistisch sein, doch es wäre ein Egoismus, der die ganze Wirklichkeit einbezieht. Denn nur so bleibt sie uns als Lebensgrundlage erhalten.

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