museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2009
Philosophie, Dichtung und Musik
15.09.2009
Der Philosoph arbeitet am Begriff und am Argument, der Dichter an der Sprache. Während der Philosoph dem Leser nicht ersparen kann, an seinen Mühen teilzunehmen, erhebt ihn der Dichter sinnstiftend aus seinem Tagwerk.
Darum erscheint er dem Philosophen so überlegen. Schiller an "Goethen": "Soviel ist indes gewiß, der Dichter ist der einzige wahre Mensch, und der beste Philosoph ist nur eine Karikatur gegen ihn." Freilich, gegen Goethe sieht jeder schwach aus.
Trotzdem: wer als "Philosoph" mehr mit der Sprache spielt oder in Sprache schwelgt statt an den Begriffen und den Argumenten zu arbeiten und Sachverhalte zu klären, muss sich sagen lassen, dass er seine Aufgabe verfehlt hat, seien seine Sätze auch noch so brillant. Aber trotzdem: wer möchte nicht lieber ein Dichter sein, statt sich mit Begriffen zu mühen? Das ist es nämlich: "Die Rede geht herab, wenn sie beschreibt. Der Geist will aufwärts, wo er ewig bleibt." (Goethe) Aber wir brauchen beides: Analyse und Synthese. Das eine um zu wissen, von was wir sprechen, das andere um Perspektiven des Denkens und Handelns zu gewinnen.
Noch mehr als den Dichter bewundere ich den Komponisten, der gleich ganz ohne Wörter und Worte auskommt und das Gefühl unmittelbar anzusprechen vermag.
Doch Gefühle sind etwas sehr Subjektives und wir bleiben in ihnen eingeschlossen. Da ist die Verschmelzung von Musik und Text schon ideal, wie z.B. die Europahymne zeigt, die Beethovens 9. Sinfonie mit Schillers Text "Ode an die Freude" verbindet.
Mein Wunsch ist es, Texte schreiben zu können, die so klar und ansprechend wie Musik sind, so dass sie Verstand und Gefühl gleichermaßen erreichen. Hierzu habe ich eigens die "kleine" Homepage ZEIT UND SEIN eingerichtet, deren Texte wie Verse kurz und bündig geschrieben sind, auch wenn sie sich nicht reimen. Doch mit Goethes Hilfe ist mir auch das gelungen. Im Text "Die Lehre von der Allgewalt der Schwere" verschmelzen Physik, Philosophie und Dichtung zu einer Aussage Auch eine Umdichtung von Matthias Claudius Abendlied, wo mir der Text sehr entgegen kam, zeigt die Verbindung von Aussage und Gefühl. Und die Musik dazu gibt es ja schon.
Zum Weiterlesen: ZEIT UND SEIN