museumsart Kolumne

Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2011

Zum geplanten unterirdischen Gravitationswellendetektor

15.10.2011

Nachdem es in fast 10 Jahren mit 3 Anlagen nicht gelungen ist, die von Einstein postulierten Gravitationswellen als Nachweis der Stauchung der Raumzeit durch außerordentliche kosmischen Explosionen wie Supernovä nachzuweisen, plant man jetzt ein unterirdisches Teleskop in 100 bis 200 m Tiefe für eine Milliarde Euro, das gegen seismische Störungen besser geschützt wäre. Darüber wurde u.a. sowohl in der Verbandszeitung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft als jetzt auch in der Hauszeitschrift der Max-Planck-Gesellschaft berichtet.

Der sehr informative Artikel in MaxPlanckForschung zeigt gut verständlich, was alles unternommen wurde und noch unternommen werden soll, um die Empfindlichkeit der Gravitationswellendetektoren, speziell des in Ruthe bei Hannover zu erhöhen. Es gibt jedoch einige grundsätzlichere Fragen, die ich für mich viel entscheidender für die zukünftige Forschung wären. So gibt es die Aussage Einsteins, dass die Lichtgeschwindigkeit für alle Beobachter gleich ist. Das ist gerade und vielleicht nur für das Raumzeitmodell zutreffend, denn wo sich "der Raum" "staucht" oder "dehnt", stauchen oder dehnen sich natürlich auch die Parameter der Messung wie der betroffene Gravitationsarm, so dass sich c als "konstant" zeigt, ohne es notwendig zu sein.

Also selbst wenn es Gravitationswellen im Einsteinschen Sinne gäbe, wären sie nicht nachweisbar, so dass sie niemand über deren Ausbleiben zu wundern braucht.

Messinstrumente als physikalische Objekte unterliegen den gleichen Naturgesetzen wie das von ihnen zu Messende, so dass sich keine Differenz zeigen kann, selbst wenn sie vorliegt. Wenn die Forscher also tatsächlich einmal Gravitationswellen detektieren sollten, ergibt sich die Frage, ob Einstein nun bestätigt oder widerlegt ist.

Es ist aber noch viel grundsätzlicher zu fragen, z.B. was die Gravitation bzw. deren "Wellen"  mit der Lichtgeschwindigkeit zu tun haben sollen. Das ist m.E. eine völlig freie Annahme, für die ich jede Begründung vermisse. Wie der Name schon sagt, ist die Lichtgeschwindigkeit die Geschwindigkeit des Lichtes und elektromagnetischer Felder, und von sonst von weiter nichts. Vielleicht hatte Newton Recht, indem seine Gravitationsgleichung keinen Zeitfaktor kennt, die Gravitation bei ihm also instantan wirkt. Andernfalls

würden nämlich Körper zu Orten hingezogen, wo gar kein anderer Körper mehr ist, was man bisher nicht beobachten konnte! Die Gravitation in meinem Verständnis muss als Welle nicht erst durch den Raum eilen oder ihn sogar erst krümmen, sondern sie ist beim Urknall als Feld entstanden und daher immer schon am Ort ihrer Wirkung, was die einzige zwangslose Annahme ist, so wie ja auch die Verschränkung von Quanten sich aus ihrer gleichzeitigen Emission aus einer Quelle ergibt und zeitlos funktioniert. Für Newton waren nicht die Körper Ursachen der Schwerebeschleunigungen, wie immer behauptet wird, sondern eine ihnen zugehörige "Wirkfähigkeit", die rundherum um sie verteilt ist, was man heute ein "Feld" nennt.

Es bleiben noch etliche weitere Fragen, die einer mehr naturphilosophischen Betrachtung unterliegen, so warum Raum und Zeit plötzlich physikalische Objekte sein sollen, wo sie zuvor immer nur die Ordnungsmuster des Denkens sowie Maßstäbe waren, die Menschen an die Dinge herantragen, um sie verstehen und nutzen zu können. Dazu ist der Raum weder euklidisch noch sphärisch. Das sind nur von Menschen geschaffene Ordnungsrahmen, um Beobachtungen zweckmäßig beschreiben zu können. Newtons absoluter Raum ist nach seiner Definition als ein rein mathematischer Raum unabhängig von seinen Inhalten, weshalb er ihn eben "absolut" nannte. Denn nur wenn Messmittel prinzipiell unveränderlich gedacht werden können, kann es Vorgänge geben, die das Prädikat "messen" verdienen, auf denen schon immer nicht nur die ganze technische Zivilisationen beruht, sondern auch der Handel und die Baukunst.

Es ergibt sich also für mich die Frage, ob mit dem neuen Projekt, das nicht unter einer Milliarde Euro zu haben ist, nicht das Geld der Steuerzahler verschleudert wird, auch wenn es da immer Abfallprodukte gibt, die man anderenorts nutzen kann, was ich gar nicht verkennen möchte. Zudem beweist der ungeheuer große Aufwand, um irgendwann evtl. mal äußerst flüchtige Gravitationswellchen detektieren zu können, doch nur die mangelnde Relevanz des ganzen Unternehmens für das Leben und die Wissenschaft, die beide bisher ohne solch winzigste Wellchen im Keller gut ausgekommen sind.

http://www.helmut-hille-philosophie.de

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