museumsart Kolumne

Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2014

Alles in Ordnung?

15.05.2014

Es heißt zurecht: "Ordnung ist das halbe Leben." Denn Ordnung schafft Wissen und Übersicht. Ich habe einen Hang zur Ordnung: z.B. gehe ich an einem Supermarktregal vorbei und sehe etwas falsch abgelegt, wahrscheinlich von einem anderen Kunden, lege ich es an die richtige Stelle, wenn sie in der Nähe ist. Auch in meiner Küche räume ich zuerst auf, bevor ich dort etwas Neues beginne. Das muss man nicht immer positiv sehen, denn andere finden sich auch im Chaos gut zurecht. Aber so bin ich nun mal und muss damit leben.

Positiv und fast zwangsläufig war die Entwicklung eines Organisationsgeräts, "Plangalerie" genannt, das auf 8 Ebenen Pläne, Zeichnungen und Listen zum schnellen Zugriff bereithält, das bei namhaften Firmen zum Einsatz kam (s. unten). Auch gedanklich strebte ich immer nach Ordnung und schrieb Übersichten. So gewann ich Klarheit und konnte Defizite erkennen. Wo diese erkannt sind, versucht das Unbewusste sie zu klären, auch wenn es dazu Stunden, Tage oder Monate braucht. Es ist nichts vergessen, bis es geklärt ist. So arbeitet das Gehirn als rationales Organ. Und wie ich von meiner Ordnung profitiere, so würde auch die Gemeinschaft vom Ordnungssinn profitieren. Kung-fu-tse, der Weise aus China lehrte: "Soll die Gemeinschaft sich ordnen und der Einzelne seine Bestimmung erfüllen, dann müssen zuerst die Begriffe in Ordnung gebracht werden, denn die Unordnung ist zuerst im Denken."

Political Correctness bewirkt dort das Gegenteil von Ordnung, wo die angeblich so menschenfreundliche Haltung dazu benutzt wird, Widersprüche und Probleme nicht beim Namen zu nennen. Aber alles was unterdrückt wird, rächt sich eines Tages, weil das Unbewusste nichts vergisst, auch nicht das des Volkes. Es gilt mit dem Unbewussten zu arbeiten, denn das sind wir selbst. Das Bewusstsein ist nur das Korrektivorgan des Unbewussten, um seine Entscheidungen überprüfen zu können. In der Regel kennen wir nämlich die Kriterien dieser Entscheidungen nicht, weshalb sie ggf. hinterfragt werden müssen. Nur so bleiben wir Herr im

eigenen Haus. Weder überlassen wir uns dann den Intuitionen des Unbewussten, noch ignorieren wir sie. Und wenn wir Fragliches erkennen, fängt das Unbewusste an, den Sachverhalt zu klären. Wenn wir offen im Dialog mit ihm bleiben, wächst unser Weltbild und gewinnt mehr und mehr an Klarheit. Hegel sagte: "Der Weg des Geistes ist der Umweg." Nämlich über das Argument, das erarbeitet werden muss. Und wenn sich schließlich Argument widerspruchslos an Argument reiht, haben wir ein System, auf das wir uns verlassen können.

Nachdem ich nun zwei überwiegend philosophische Webseiten ins Netz gestellt und über einhundert philosophische Sentenzen geschrieben habe, frage ich mich, ob nun wirklich alles in Ordnung und gut geordnet ist, was ich da niedergeschrieben habe? Ist es das? Und habe ich auch sonst mein Leben genügend geordnet?

Da kann es ja schon Diskrepanzen geben, so wie man von berühmten Leuten aus Erfahrung sagt, "wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten." Aber kaum ein Mensch ist ohne Licht, das ihn leitet, weshalb wir niemand verachten dürfen. Manches in meinem Leben hätte ich sicher besser machen können, manch lieber Mensch hätte sicher mehr Achtung und Hinwendung verdient. Aber das zu korrigieren ist jetzt im Alter zumeist nicht mehr möglich. So kann ich vor allem nur noch weiter an der Ordnung meiner Gedanken und Webseiten arbeiten, so dass ich mehr und mehr das Gefühl habe "alles in Ordnung".

Helmut Hille

Zum Weiterlesen
WEGE DES DENKENS / II. Das Verhältnis von Denken und Sein
Texte zur Philosophie und Hirnforschung
Text II/13 Das Bewußtsein des Seins. Letzte Gedanken (Mein Vermächtnis)
http://www.helmut-hille.de/ego.html

Bilder vom Büro-Organisationsgerät "Plangalerie" finden Sie hier:


http://www.helmut-hille.de/archiv-c.html

Ausgezeichnet.org