museumsart Kolumne

Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2014

Gedanken über Bewusstsein und Realität

15.09.2014

aus WEGE DES DENKENS Seite "Autor": So vor mich hin gesprochen

Bei Sachverhalten gehe ich nicht von "Vorstellungen" aus und versuche sie zu vermitteln, sondern beschreibe, wie die Sache sich mir stellt, wenn ich mir ihr möglichst offen zu nähern versuche. Dabei ist es manchmal nötig, sie aus verschiedenen Richtungen anzugehen, um ein schärferes Bild von ihr zu gewinnen.

Dabei weiß ich heute: Selbst so genannter "Sachverhalte" werde ich mir nur durch Urteile bewusst, die auf meinem Wissen und meinen Meinungen beruhen. Wenn ich zu registrieren vermeine, mein Gegenüber ist ein Mensch oder ein Baum, hat mein kognitiver Apparat zuvor bereits einen Abgleich aller Möglichkeiten gemacht und das plausibelste Ergebnis mir vorgelegt.

Selbstverständlich gibt es vernünftigerweise eine beobachterunabhängige Wirklichkeit - aber nur solange, wie sie nicht beobachtet wird, ist doch jede Beobachtung schon eine Interpretation des kognitiven Apparates. Im Mikrokosmos ist sie darüber hinaus auch noch Wechselwirkung, die den unbeobachteten Zustand zwangsläufig verändert.

Trotzdem ist es wichtig, die zielführende Idee einer beobachterunabhängigen Realität beizubehalten, ist sie es doch gerade, die uns nach der Rolle des Beobachters fragen lässt.

Wir wissen nicht so viel von der Natur, weil wir ein Teil von ihr sind, wie die Epistemologen* so schön einleuchtend sagen - aber auch ein Stein ist ein Teil der Natur, trotzdem wird wahrscheinlich kein Epistemologe ihm ein reiches Wissen bescheinigen wollen, so dass sich das so plausibel klingende Argument in Luft auflöst - sondern, weil wir sie zu einem Teil von uns machen können, denn diese Fähigkeit ist es, die Lebewesen von Steinen unterscheidet.
*(etwas naiver) naturwissenschaftlicher Erkenntnistheoretiker

Für mich ist die Wahrheit ein zielführendes Kriterium des Geistes zur Herstellung eines Gleichgewichts zwischen dem implizit Gewussten der rechten Hirnhemisphäre und dem explizit Gesagten der linken Hirnhemisphäre. Die Hemisphärenorganisation des Gehirns ist das Zeichen dafür, dass Lebewesen im Dialog mit sich selbst stehende selbstreferentielle Systeme sind.

Helmut Hille

Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS / II. Das Verhältnis von Denken und Sein
Texte zur Philosophie und Hirnforschung
WissensTest zu II. - Fragen und Antworten zur Erkenntnistheorie und zur Hirnforschung

http://www.helmut-hille.de/wissen2.html

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