museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2015
Eine Weltraumfahrt, die diesen Namen verdient
15.05.2015
Eine Rakete mit genügend langer Brenndauer, z.B. von Ionen angetrieben, kann, einmal auf die Umlaufbahn gebracht, selbst bei geringer Beschleunigung im Laufe der Zeit jede Geschwindigkeit erreichen. Auch eine vielfache Lichtgeschwindigkeit, weil die Geschwindigkeit nicht für die Rakete sondern nur für den Beobachter existiert, indem er eine Beziehung zwischen der Rakete und einem von ihm als solchen angesehenen Nullpunkt herstellt. Der heutige Mensch ist für die Weltraumfahrt geistig nicht gerüstet, weil er jede Aktion und Geschwindigkeit nur in Bezug auf sich bzw. die Erde zu denken vermag. Das ist ein trauriges Beispiel dafür, wie schwer es Menschen fällt, über sich hinaus zu denken und losgelöst von ihrer irdischen Situation zu argumentieren (s. die Sentenz vom Juli 2004).
Doch ohne einen vom Beobachter gewählten Bezug gibt es nichts, was man eine "Geschwindigkeit" nennen könnte!
Sie ist keine reale sondern nur eine potentielle Größe, die nur in seinem Kopf existiert. Das Tempo einer Rakete ist eben nicht ihr sondern sein Tempo: es scheint nur im Verhältnis zu dem vom Beobachter benutzten Bezugssystem auf! Dieses Bezugssystem ist oft unbewusst er selbst, denn der Mensch ist sich das Maß aller Dinge (Protagoras).
Wenn wir von der allgegenwärtigen Gravitation einmal absehen: Objektiv existiert für die Rakete im All nur das Gesetz der Wechselwirkung zwischen sich und ihrem Strahl! Sie weiß nichts von irgendwelchen Bezügen, die ein Beobachter herstellt. Was gibt es daran nicht zu verstehen? Geschwindigkeitsgrenzen eines Motors, z.B. seiner Kolben im Brennraum, werden in einem Auto umgangen, indem man den Antrieb einfach mitnimmt und in diesem Fall auch noch mit einem Getriebe zur höheren Drehzahl der Kurbelwelle übersetzt. Ebenso verhält es sich prinzipiell mit dem Motor von Raketen und eines ggf. von ihnen angetriebenen Raumschiffs.
Trotzdem wäre es nicht möglich, mit den heutigen Raketen zu anderen Sternen zu reisen. Da muss noch ein ganz anderer Antrieb her. 1995 zeigte das Bayerische Fernsehen im 3. Programm im Rahmen seiner noch existierenden Sendereihe SPACE NIGHT wiederholt einen Film von Klaus Simmering über den Tunneleffekt, bei dem in verschiedenen Laboren der
Welt Mikrowellen, Laserstrahlen oder Photonen einen Tunnel mit bis zur vierfachen Lichtgeschwindigkeit passierten, wobei Physiker nicht ausschlossen, dass ein Tunnel auch zeitlos passiert werden kann. Ein Tunnel ist dabei eine verengte Röhre, durch die bekanntermaßen z.B. Wasser, Luft oder ein anderes Medium zum schnelleren Fließen gebracht werden kann. Das ist die uns bekannte Physik. In der Quantenphysik jedoch gibt es noch andere, ganzheitliche Effekte, wie die gezeigten Experimente belegen. Mein Vorschlag wäre daher, das antreibende Medium zu tunneln. Mit einem solchen Antrieb wäre dann eine Weltraumfahrt möglich, die diesen Namen verdient. Mit ihr werden Reise-Jahrzehnte zu Jahren und Monaten.
Heute wird ein erdnahes Kreisen bemannter Objekte, wie man sie in den Abend- und Morgenstunden oft vom Boden aus mit bloßem Auge verfolgen kann, wie bei der ISS, zur Rechtfertigung der enormen Kosten solch politischer Prestigeobjekte uns von den Politikern gern als "Weltraumfahrt" und "Flug zu den Sternen" verkauft. Doch der Weltraum beginnt erst jenseits des Mondes, gehört der Mond doch noch zum System Erde, und die Sterne sind Lichtjahre weg. Nicht nur die Perspektiven des Tunneleffekts, auch die der Weltraumfahrt und der Kosmologie leiden unter der sachlich ungerechtfertigten Vorstellung eines ehernen Tempolimits, das sich auf alles gelegt hat und das jeden vernünftigen und fortschrittlichen Gedanken im Keime erstickt.
Simmerings Film zeigte dazu, wie konservative Physiker und Mathematiker die Existenz des überlichtschnellen Tunnelns mit allen Mitteln und wenig redlich zu bestreiten versuchten, um nicht umdenken zu müssen. Und das im Namen der Wissenschaft, die wahrhaft Besseres verdient hat.
Helmut Hille
Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS / I. Rationale Grundlagen der Physik
I/C. Texte zur Kosmologie und Raumfahrt
I/C4 Der Tunneleffekt und eine Weltraumfahrt, die diesen Namen verdient