museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2015
Parmenides 2014 im TV
15.02.2015
Man denkt, man ist mit dem Parmenidesthema ziemlich allein (s. zum besseren Verständnis meine Sentenz vom November 2011 "Parmenides – Dialog über Jahrtausende" und von Februar 2006 "Das Ewig-Weibliche und die Eröffnung der olympischen Winterspiele in Turin").
Nur gelegentlich meldet sich auf Grund meiner Interpretation im Netz ein beleidigter Altphilologe, der glaubt, dass er als Philologe die Deutungshoheit über den philosophischen Text des Parmenides hätte, obwohl er sonst keine eigenständige philosophische Veröffentlichung vorweisen kann, was im Internet leicht zu recherchieren ist (z.B. fand ich unter "Parmenides im Klartext" bei Google unter den ersten zehn Fundstellen 7 von mir).
Man sitzt also entspannt vor dem Fernseher, doch was auf einmal kommt da? Auf 3sat im Herbst 2014 (2x) ein Streifzug durch antike Stätten (von mir aufgezeichnet, daher ist mir eine wörtliche Wiedergabe möglich), so auch durch das von Archäologen wieder entdeckte und von ihnen "Stein für Stein, Scherbe für Scherbe" ausgegrabene antike Elea (röm. "Velea") in Unteritalien, "kaum 50 km südlich von Pästum", das im Film "eine atemberaubende Entdeckung" genannt wird.
Der Sprecher: "Bis dahin schlief es unerkannt unter den Büschen und Ruinen späterer Bauten". Und weiter: "Dieser Ort, ohne dass man wusste wo er sich befand, war den Philosophen aller Jahrhunderte ein großer Begriff: Elea - hier lehrte Parmenides. Und was er lehrte beschäftigt die Philosophie bis heute." Und es fragte der Berichterstatter, Parmenides Themen aufgreifend: "Was können Menschen wissen? Was ist Sein? Ist Sein endlich? Hat es einen Anfang? Können Menschen etwas über das Nichtsein wissen? Was überhaupt können Menschen wissen?"
Und dann ein neues Bild, ein massives Tor: "Dieses Tor (der alten Stadtmauer), heute 'Ponte Rosa' genannt, ist das imposanteste erhaltene Bauwerk Eleas. Es stammt aus dem 4. Jahrhundert (vor der Zeitrechnung), ist also etwas jünger als Parmenides. Dennoch denkt man unweigerlich an den Philosophen. Das Lehrgedicht, aus dem wir seine Philosophie kennen, beginnt mit der Fahrt durch ein Tor (Text im Film gegenüber dem Original verkürzt): 'Dort ist das Tor der Wege zwischen Tag und Nacht. Dahinter erwartete die Göttin Dike den Denker. Und freundlich empfing mich die Göttin, ergriff meine Rechte und redete mich an und sagte das
Folgende: Jüngling, Gefährte unsterblicher Lenkerinnen, die mit den Pferden die dich fahren zu unserem Haus gelangt bist, heil dir, denn kein schlechtes Geschick sandte dich auf diesen Weg.'" - Älter als eine zuvor gezeigte Festungsruine aus dem 14. Jahrhunderts "aber schöner" steht auf dem "vorspringenden Felsen" vor der ehemaligen Küste "ein von Mönchen im Hochmittelalter erbautes kleines romanisches Kirchlein", ordentlich hergerichtet. Und dann sah man unvermittelt dort die Büste des Philosophen. "Diese Büste des Parmenides wurde hier in Elea ausgegraben. Sie stammt aus späterer römischer Zeit. Die Römer wussten wer er war und hielten ihn in Ehren. Die Archäologen haben sie (auf einer Stele) ausgerechnet in die Apsis der kleinen kämpferischen Kirche gestellt, Dorthin, wo einst das Kreuz stand. Diesen Kampf hat das Kirchlein wohl verloren. Alles steht, nichts vergeht." -
Dieser hier nur in Teilen vorgestellte Film war für mich so überraschend wie beeindruckend, dass ich tief berührt war über plötzlich soviel Gegenwärtigkeit von Parmenides und seiner Stadt und dem verständnisvollen Kommentar, weshalb ich es unbedingt niederschreiben wollte, um damit meine Datei im Internet "Parmenides im Klartext" zu ergänzen, bei dem jetzt auch seine Büste zu sehen ist. Mein Text, auf den ich besonders stolz bin, entschlüsselt erstmals die allegorische Einleitung seines Lehrgedichts. Warum z.B. begrüßte ihn die Göttin mit "Jüngling"? (s. oben) Weil er durch ihren Mund Zeuge zeitloser Wahrheiten wird, die nicht altern.
In der Mediathek von 3sat unter Sonntag, den 30. Nov. 2014 in der Serie "Italien - Zwischen Natur und Antike" ca. ab Stelle 22:30 min zu finden. Notiz dort: "Online sichtbar bis 29.11.2015 23:59." Sehr empfehlenswert!
Helmut Hille
Zum Weiterlesen:
WEGE DES DENKENS
II. Das Verhältnis zwischen Denken und Sein
(5a) Parmenides im Klartext