museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philsosophische Sentenzen 2019
Der Weltseele auf der Spur
14.01.2019
"In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in Verbindung mit dem Ganzen steht." (Johann Wolfgang von Goethe)
"Die Weltseele (lateinisch anima mundi, griechisch...psyché tou pantós) ist ein religiöses und naturphilosophisches Konzept. Es beruht auf der Vorstellung einer Analogie zwischen der Gesamtheit des Kosmos und dem einzelnen Lebewesen, speziell dem Menschen. Das Universum als Makrokosmos soll analog zum Menschen, dem Mikrokosmos, strukturiert sein. Als Lebens- und Bewegungsprinzip wird für beide eine Seele angenommen. So wie man sich ein einzelnes Lebewesen als beseelt und von seiner Einzelseele belebt vorstellt, so wird der Kosmos als lebendiger, mit einer eigenen Seele ausgestatteter Organismus aufgefasst. (Wikipedia)
Insbesondere der Mensch wird als ein Lebewesen betrachtet, das eine Seele hat, die seine Persönlichkeit ausmacht. Der Sitz dieser Seele konnte jedoch nie ermittelt werden, weil sie offensichtlich nicht etwas Einzelnes ist. Trotzdem ist sie da, als ein die Ganzheit des Menschen zu seiner Lebenszeit Bestimmendes und Lenkendes. Und ähnlich ist es im Kosmos als dem geordneten Ganzen der Welt. Auch im Kosmos sorgt eine unsichtbare Kraft dafür, dass Planeten Milliarden von Jahren zuverlässig ihre Sonne umkreisen und noch viel länger die Sterne der Galaxien ihre Zentren umrunden. Newton nannte sie Zentripetalkraft - auf das Zentrum eines Körpers gerichtete Kraft - wir kennen sie als Schwerkraft bzw. Gravitation. Newton hat ihre Stärke und ihre Verteilung im Raum beschrieben. Aus Respekt vor ihrer Besonderheit und weil er als Wissenschaftler korrekt bleiben wollte, hat er keine über die Erfahrung hinausgehenden Hypothesen über sie ersonnen. Doch konnte er sagen, dass ein (Himmels-)Körper der Mittelpunkt des jeweiligen Kraftfeldes ist, als eine zweite ihm zugehörige Seite, nicht jedoch selbst auch noch die Ursache dieser Kraft, wie ihm gern unterstellt wird. Da müssen wir schon woanders suchen. Heute, im Siegeszug der Quantenphysik mit der Erfahrung von Verschränkungen, bei der auch weit voneinander entfernte Teilchen als Eines reagieren, unabhängig von Zeit und Raum, sehe ich mich berechtigt, die alles beherrschende Schwerkraft als ein Verschränkungsphänomen anzusehen, "das die Welt im Innersten zusammenhält". Ursache dieser Verschränkung ist der Urknall, so wie die Verschränkung von Teilchen auch immer einen gemeinsamen Ursprung als Voraussetzung hat. Und diese Kraft selbst, die Schwerkraft, ist und bleibt unsichtbar wie eine Seele. Jemand hat sie einmal als
"subatomar" bezeichnet, für welche die engen Gesetze der atomaren Ebene nicht gelten, wie das auch verschränkte Teilchen demonstrieren, was so wenig verstanden wird. Und indem die Schwerkraft - also die einem anderen Körper Schwere verleihende Kraft - zusammen mit der beim Urknall ebenfalls entstandenen, aber alles nur auseinander treibenden kosmischen Fliehkraft die Welt regiert, kann man die Schwerkraft im übertragenen Sinne als die lenkende Seele der Welt bezeichnen. Und wie Lebewesen und deren Seelen kommen und gehen, so verliert sich infolge der Fliehkraft die beim Urknall entstandene kosmische Seele letztlich in den Weiten des Weltraums, weil die Reichweite von Schwerefeldern begrenzt ist. Oder wie ich es in meiner Kosmologie sage, unseren Kosmos als einen von vielen im Universum sehend: "Die Kosmen kommen und gehen, doch die Energie, das Universum bleibt." Und immer wieder können im Universum neue Kosmen entstehen. Und in ihnen Leben.
Diese kosmische Seele ist in uns und überall außerhalb von uns und nicht nur die Ursache geordneter Himmelssysteme, sondern schafft durch deren lange Existenz auch die Voraussetzung von Leben. So hatten erste einfachste Lebewesen auf der Erde viel Zeit, sich evolutionär zu entwickeln. Und wir vermögen keinen Schritt zu tun und keine andere körperliche Bewegung ausführen ohne Beachtung der Schwerkraft. Ebenso achtsam sollten wir mit ihr in der Kosmologie umgehen und nicht für viel Geld in den Weiten des Alls zeitgeistigen Hirngespinsten hinterherjagen, die sich in der kosmischen Umgebung nicht zeigen, was bereits gegen das kosmologische Prinzip der Einheitlichkeit verstößt, dass besagt, dass der Kosmos überall von gleicher Natur ist. In meiner Sicht ergibt sich so ein Weltbild von großer Einfachheit, Klarheit und Schönheit, das darin nicht übertroffen werden kann.
Helmut Hille
Zum Weiterlesen:
ZEIT UND SEIN
Texte in Versform
[7] Die Lehre von der Allgewalt der Schwere. Szene Faust/Newton
http://www.helmut-hille-philosophie.de/schwere.html