museumsart Kolumne

Dr. Petra Schilm
Ein Bummel mit Isis und Osiris

Isis - ein altägyptisches Portrait

<p>Abbildung der Isis aus dem Grab von Amenophis II. aus der 18. Dynastie</p>

Abbildung der Isis aus dem Grab von Amenophis II. aus der 18. Dynastie

Diese Abbildung aus dem Grab von Amenophis II. aus der 18. Dynastie stellt Isis dar, die kniend auf der Hieroglyphe für Gold (ägypt.: nebu) hockt. Auf dem Kopf trägt sie gut sichtbar das Thronzeichen. Die Göttin berührt das ägyptische Schriftzeichen für "Ewigkeit", denn wegen seiner runden Form kennt der Ring weder Anfang noch Ende.

Der Name der Göttin wird mit dem hieroglyphischen Zeichen für "Sitz/Thron" plus dem Determinativ für "Frau/Göttin" geschrieben. Das lässt vermuten, dass Isis möglicherweise anfänglich als Verkörperung des Thrones aufgefasst wurde. Der vermutliche Lautwert ihres Namens eset wird gedeutet als "die, die herrschaftliche Macht hat". Dargestellt wird Isis überwiegend in menschlicher Gestalt, in sitzender oder stehender Haltung. Oft hält sie das Anch-Zeichen in der Hand, das altägyptische Symbol der Lebensschleife, die an ein Kreuz erinnert.

Nach der Lehre der ägyptischen Priesterschaft der Stadt Heliopolis ("Stadt der Sonne") ist Isis die Tochter des Erdgottes Geb und der Himmelsgöttin Nut. Sie gehört der vierten Göttergeneration an, als Schwester des Osiris, des Seth und der Nephthys.

Für die alten Ägypter war es ganz selbstverständlich, Götter und Göttinnen einander anzugleichen und so deren Machtbereich zu vergrößern. Bereits im Alten Reich (etwa 2670-2200 v. Chr.) wird Isis der Totengöttin Tait gleichgesetzt und somit zur Spinnerin der Gewänder für die Toten.

Während der 19. Dynastie erreicht die Isis-Verehrung in Ägypten ihren ersten Höhepunkt. Isis wird ab etwa 1000 v. Chr. zur Universalgöttin in Ägypten. Es entstehen nach und nach Verbindungen zum Sonnengott Re, als dessen Auge sie gilt, zu den Schutzgöttinnen Nechbet und Uto, zu den verschiedenen Horusgöttern, zu Min, Amun und Ptah.

Ein schöner Text, der als "List der Isis" bekannt ist, beschreibt Isis als Zauberin und Heilerin. Als "weise Frau" entlockt sie dem alternden Sonnengott, der von einer Giftschlange gebissen worden ist, seinen geheimen Namen und bekommt so Macht über ihn.

Eine der wichtigsten Verbindungen ist die zur Göttin Hathor von Dendera: Hathor gilt als Königin des Himmels und Herrin der Götter, als Tochter des Sonnengottes Re, als Göttin der Frauen und der Musik. Ihr ist kein Gemahl zugesellt, sie hat sich aus eigener Kraft heraus geschaffen. In Theben wird Hathor auch als Totengöttin und Herrin der Nekropole (der Totenstadt) verehrt. Durch die Verschmelzung mit Hathor gehen alle diese Eigenschaften auf Isis über. Seit dem Neuen Reich trägt Isis häufig den Kopfschmuck der Hathor, Kuhhörner (die Mütterlichkeit und Nahrung symbolisieren) und Sonnenscheibe, oder auch die Geierhaube.

Isis wird auch mit Selket identifiziert, deren heiliges Tier der Skorpion ist, mit der löwengestaltigen Sechmet und der katzengestaltigen Bastet, seit der Spätzeit (700-330 v. Chr.) mit der Erntegöttin Renenutet und der Geburtengöttin Thoëris. Sie wird Teil im Quartett der Sarkophag- und Kanopengöttinnen, Schützerin der Geburtsstätten.

Ab dem Neuen Reich (1550-1100 v. Chr.) ist Isis eine der Hauptgöttinnen Nubiens. Aus der 30. Dynastie stammt die größte Anzahl ihrer Heiligtümer innerhalb Ägyptens. Durch die immer stärker erfolgende Gleichsetzung mit anderen ägyptischen Göttinnen wird Isis bereits in der Spätzeit zu einer allumfassenden Göttin.

Im Totenbuch heißt sie "Isis, die Göttliche, in allen ihren Namen ...". Tempelinschriften aus Dendera und Kalabscha nennen Isis "Königin Ägyptens" und charakterisieren sie als Herrscherin über Himmel und Erde. Sie wird zur "Mutter der Götter". In der Spätzeit wird sie zur Hauptträgerin von Kulten. Als Isis-Sothis wird die Göttin zur Bringerin der jährlichen Nilüberschwemmung und somit des ägyptischen Neujahrs.

In der Spätzeit (700-330 v. Chr.) entstehen ihre größten und berühmtesten Tempelanlagen in Behbet-el-Hagar und auf Philae. Die Tempelstadt Philae auf einer Insel südlich von Assuan ist bis ins 6. nachchristliche Jahrhundert eines der heiligsten Zentren des Isiskultes in Ägypten.

Der Einbindung der Isis in den Osiris-Mythenzyklus wird ab der nächsten Folge Raum gegeben werden. Dann lernen wir Isis u.a. als Muttergöttin, Mutter des Horus und Gattin des Osiris sowie als Schützerin der Toten kennen.

 


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