museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2004
Die Macht des Unbewussten
15.02.2004
Wer kennt nicht die Redewendung vor wichtigen Entscheidungen: "Lass´ uns erst eine Nacht darüber schlafen." Die Erfahrung ist also, dass in der Ruhe der Nacht sich die Gedanken von selber ordnen und klären. Der Verstand arbeitet also auch im Schlaf. Oder auch einfach so beim Gehen Und wenn er die Gedanken so sortiert hat, dass sich ein vernünftiges Resultat ergibt, wird er uns dieses bewusst machen, z.B. durch eine Intuition. Menschen bilden sich viel auf ihren Intellekt ein, doch in Wahrheit arbeitet dieser weitgehend unbewusst und vielleicht da gerade am besten, das ganze abgespeicherte Wissen des Hirns nutzend. Und wer wegen einer Aussage oder Tat ein schlechtes Gewissen hat, sprach oder handelte entgegen seinem besten und tiefsten Wissen, auf das peinlich genau zu achten, immer ein guter Rat ist. Es gibt also nicht nur die Macht des Unsichtbaren, sondern auch die des Unbewussten (oder Unterbewussten), das es in der Medizin erst zu entdecken galt. Sigmund Freud machte die Menschen mit ihm zuerst bekannt. Leider war er einseitig rein auf sexuelle Motive fixiert. Seine Idee war jedoch prinzipiell richtig, dass die Macht des Unbewussten zumindest gemildert werden kann. Überhaupt war es immer schon das Ziel von Meditation, vor allem der fernöstlichen Religionen und Weisheitslehren, das Unbewusste für erwünschte Bewusstseinszustände zu konditionieren. Wir sind also dem Unbewussten nicht hilflos ausgeliefert, also unfrei, sondern wir können auf es zurückwirken.
Dass dies Grenzen hat, wissen wir nur zu gut, denn über unsere Gefühle können wir nicht verfügen, weshalb wir uns mit ihnen identifizieren. Doch dann machen wir auch wieder die Erfahrung, dass sie verübergehen und dass bei schmerzlichen Verlusten die Zeit Wunden heilt. So zur Ruhe gelangt, kommen wir in Harmonie mit uns selbst. Und wenn wir Glück haben, stellt sich Heiterkeit ein – wir werden durchstrahlt von innerer Gelassenheit. "Alles in der Welt ist Torheit, nur nicht die Heiterkeit." (Friedrich der Große)