museumsart Kolumne
Helmut Hille
Philosophische Sentenzen 2004
Am Anfang war das Wort - stimmt das?
15.03.2004
Das Erlernen einer Fremdsprache beginnt damit, dass zu einem Wort der Muttersprache der fremdsprachliche Ausdruck dazugegeben und geübt wird. Fremdsprachliche Ausdrücke, die nicht 1:1 übersetzt werden können, werden in der eigenen Sprache umschrieben. Beim Lernen einer fremden Sprache, ebenso wie in der Evolution der Sprache selbst, steht am Anfang die bekannte Bedeutung eines Wortes. Wörter kann es daher beliebig viele geben, denen ein begrenzter Kanon von Bedeutungen gegenübersteht, die das geistige Reich des Sprechenden spiegeln. Bedeutungen wurden vorsprachlich einst durch Deuten vermittelt, ggf. begleitet durch Laute oder lautmalerische Äußerungen, wie Kinder z.B. "wauwau" sagen, wenn ein Hund gemeint ist. Außerschulisch wird auch heute noch auf diese Weise eine Fremdsprache weiter gegeben, ggf. begleitet durch Körpersprache, die mehr oder weniger unmittelbar verständlich ist und dabei weitere, vor allem mentale Bedeutungen vermittelt.
Am Anfang war also nicht das Wort, sondern eine Bedeutung, die ein Hirn in der Auseinandersetzung mit der erlebten Welt gefunden hat. Sobald eine Gruppe von Menschen sich einig war, welche lautlichen Äußerungen welchen Bedeutungen zuzuordnen sind, entstand die gesprochene Sprache, die im Laufe der Evolution mehr und mehr zu einer ins Geistige genommenen Auseinandersetzung mit der erlebten Welt führte, bzw. neue Welten konstruierte. Die elementare grammatikalische Form der Sprache, die Subjekt-Objekt-Beziehung, welche die Grundform des Satzes ist, spiegelt dabei die wichtigste geistige Operation der Sprechenden, nämlich die Zuordnung von Eigenschaften zu einer Person oder Sache, und ist ihm daher von Natur aus gegeben. So kam der Mensch zur Sprache, und es ist ihm aufgegeben, sie sorgfältig und kritisch anzuwenden, damit sie ihm im Überlebenskampf nützlich ist.
Zum Weiterlesen:
"Die Generierung des Geistigen" auf